Nachlese Jahreshauptversammlung Heimatverein

Levern ist staatlich anerkannter Erholungsort. Das Dorf hat aber das Potenzial zum staatlich anerkannten Luftkurort. Dass die Luft im Stiftsdorf rein ist, das war bereits mit einer Langzeit-Messung durch den Deutschen Wetterdienst bestätigt worden. Eine wichtige Rolle bei den Kurort-Planungen spielt der Kurpark an der Badeallee – und der wiederum hängt mit der ärztlichen Versorgung zusammen. Zum Stand der Dinge bei den Kurpark-Planungen informierten Stemwedes Bürgermeister Kai Abruszat und sein Mitarbeiter Marcel Hahne auf Einladung des Heimatvereins Levern während der Jahreshauptversammlung. Dazu trafen sich zahlreiche Heimatfreunde im Eiscafé „Alte Kantorei“.

Bürgermeister Kai Abruszat erinnerte an die geplante Sanierung des Kirchplatzes in Dielingen. Die Archäologen des Landschaftsverbandes erwarteten hier Funde – möglicherweise sogar aus dem 5. oder 6. Jahrhundert.  Die Forschungen müsse die Gemeinde nicht nur zulassen, sondern auch finanziell absichern. „Das ist ein Sprung ins Ungewisse“, merkte Abruszat an. Er kündigte Beratungen über das weitere Vorgehen in Sachen Kirchplatz an und verwies dabei auf die schwierigen finanziellen Perspektiven für alle Kommunen.  Die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen gehe immer weiter auseinander, vor allem die sozialen Ausgaben stiegen.

„Hätten wir den Kurpark nicht schon beschlossen und Fördergeld eingeworben, wäre das heute wahrscheinlich so nicht mehr möglich“, sagte Abruszat. Eine halbe Million Euro hatte die Gemeinde vom Land NRW bekommen, hinzu kommt der Eigenanteil. „Wir bleiben bei unseren Planungen auf dem Teppich.“ An der Badeallee müsse ohnehin etwas gemacht werden. Die Allee solle erhalten und die Aufenthalts-Qualität in dem Bereich erhöht werden. Teilweise ist Efeu an den Eichen entfernt worden. Teilweise soll das Erdreich an den Bäumen aufgearbeitet und Bodenversiegelung entfernt werden.

Marcel Hahne erinnerte an Details. Der Schwefelbrunnen solle ertüchtigt werden, es solle auch eine Abzapf-Möglichkeit geben. Das Wegesystem orientiere sich am vorhandenen, einige Wege würden neu angelegt. Ein Partnerschaftsplatz mit Boulebahn erinnert an die Freundschaft zwischen Stemwede und Lardy bei Paris. Zudem wird es eine rund 60 Quadratmeter große Veranstaltungsfläche mit Pavillon geben. Auf der Westseite der Allee sind ein Wassertretbecken und ein Bewegungspark mit Geräten für Jung und Alt geplant. In Absprache mit dem Badearzt – ein Mediziner der künftigen Praxis an der Badeallee hat die entsprechende Zusatzausbildung – könnten  die Geräte auch einen medizinischen Nutzen haben. Ein kleiner Wasserspielpark für Kinder rundet die Anlage ab. Einen solchen Wasserspielpark gebe es in der Umgebung nicht, merkte Hahne an.

Erschlossen wird der Kurpark über einen bereits fertiggestellten und beleuchteten Weg von der Niederdorfstraße. Für den Weg gab es während der Versammlung Lob der Heimatfreunde. Die Beleuchtung soll über Bewegungsmelder geregelt werden. Der Weg ist nach Angaben des Bürgermeisters komplett über ein Förderprogramm der Europäischen Union finanziert worden.

Es seien in vielen Orten Dorfplätze oder ähnliches als Treffpunkt eingerichtet worden, sagte der frühere Heimatvereins-Vorsitzende Friedrich Klanke. Es werde auf Dauer schwierig sein, das alles dauerhaft zu beleben. Der naturnahe Kurpark solle auch kein Event-Park werden. Es sei richtig gewesen, in den vergangenen Jahren in Stemweder Ortschaften Treffpunkte einzurichten. Deshalb habe man das Programm der Dorferneuerung genutzt. Durch solche Projekte hätten sich Leute „von der Sofaecke abholen lassen“ und sich engagiert.  Zudem verwies Abruszat darauf, dass das Umfeld und auch die Kurpark-Planung wichtig gewesen sei, um die neuen Mediziner für Levern zu gewinnen. 

Der Erhalt der Allee sei wichtig, meinte der Vorstand des Heimatvereins. Wichtig sei auch alles, was den Ort belebe und dazu könne ein Kurpark beitragen. Der Vorstand verwies als Beispiel auf den von Helmut Richter gebauten Wohnmobil-Stellplatz, der sehr gefragt sei. Von den Wohnmobilisten profitierten auch Handel und Gastronomie in Levern und umzu.

Der Vorstand dankte außerdem allen Heimatfreunden für deren Engagement für den Ort und den Verein. Für die Ehrenamtlichen soll es im Mai ein kleines Fest am Heimathaus geben. Zudem planen die Heimatfreunde wieder einige Ausflüge und wollen sich an Veranstaltungen zum 50. Jubiläum der Gemeinde Stemwede beteiligen. Auch möchte sich der Heimatverein in das Rahmenprogramm einbringen, das im Zusammenhang mit der Ausstellung des United States Holocaust Memorial Museums von 9. September bis 9. November geplant ist. Die Ausstellung stellte Gemeindeheimatpfleger Tobias Seeger vor.

Heimathaus-Leiter Heinrich Rust und sein Team arbeiten daran, die historischen Tagebücher von Karl Griese aus dem Zweiten Weltkrieg abzuschreiben und für die Nachwelt zu bewahren. Die Original-Bücher sind in sehr schlechtem Zustand. Das Tagebuch aus dem Jahr 1945 hatte der Verein abgeschrieben und in einer kleinen Auflage drucken lassen – und die ist weitgehend vergriffen. Nun befassen sich die Heimatfreunde mit den Jahrgängen 1943 und 1944.

Die Tagebücher sind nach Einschätzung von Vorstand und Heinrich Rust wichtige Primärquellen, die einen ungefilterten Blick auf jene Jahre geben. Anlässlich des 78. Jahrestages des Kriegsendes am Dienstag, 4. April, wird es einen Rundgang durch die Teile des Ortskerns geben, die bei den Kämpfen am 4. April 1945 zerstört wurden. Start des Rundgangs ist um 18 Uhr am Gedenkstein an der Ecke Schröttinghauser Straße/Hügelstraße. Zum Abschluss wird es im Heimathaus eine Lesung aus dem Tagebuch von Karl Griese geben.